....es um Innovation geht.
Wir wollen das Beste und zwar schnell, die beste Idee, die beste Lösung, die beste Technologie. In vielen Bereichen hat unser Streben nach Perfektion ihre Berechtigung. Wir hoffen, uns darauf verlassen zu können, gesund und pünktlich anzukommen, wenn wir in ein Flugzeug steigen. Das Gleiche gilt, wenn uns eine Operation bevorsteht. Im Krankenhaus wollen wir nicht lesen „Bei uns sind Fehler willkommen“. Auch wenn es nicht um Leben und Tod geht, zelebrieren wir Exzellenz. Wir applaudieren dem besten Sportler, bewundern den virtuosen Musiker und loben den hochdekorierten Koch. Der Anspruch auf Perfektion macht hier Sinn, denn wer würde schlecht spielenden Sportlern und Musikern zusehen und Speisen von bemühten Köchen essen wollen? Wie sieht es allerdings aus, wenn es um Innovationen geht? In einer perfekten Welt würden die besten Menschen die besten Ideen haben, die wiederum die besten Investoren überzeugen könnten, um die Produkte ihrer perfekten Vorstellungen an perfekte Kunden zu verkaufen, die bereit sind den perfekten Preis zu bezahlen. In der Praxis beginnen Innovationen nicht mit perfekten, sondern mit vagen Ideen und Menschen, die bereits sind, sich auf die damit verbundene Ungewissheit einzulassen. Dafür sind Werte und Praktiken erforderlich, die Einfachheit, Unvollkommenheit und Gelassenheit willkommen heißen. Ein Ansatz, der dies verfolgt ist „Wabi Sabi. Auf diese großartige Haltung, die eng mit dem Zen Buddhismus verbunden ist, bin ich auf einer Reise nach Japan gestoßen. Wabi Sabi is a way of seeing the world that is at the heart of Japanese culture. It finds beauty and harmony in what is simple, imperfect, natural, modest, and mysterious. Mark Reibstein In seiner Essenz feiert Wabi Sabi alles Lebendige, das sich ständig verändert und durch den natürlichen Reifungsprozess seinen Wert und seine Schönheit steigert. „Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie. Halte die Dinge sauber und unbelastet, aber lasse sie nicht steril werden.“ so Leonard Koren, der das Konzept von Wabi Sabi dem westlichen Leser erstmals nähergebracht hat. Wabi Sabi ehrt alle unvollkommenen Dinge und ist eine Lebensweise, welche sich auf das Wesentliche konzentriert. In einer Welt mit ständigen Veränderungen und großer Ungewissheit sind Innovations- und Anpassungsfähigkeit überlebenswichtig. Eine veränderungsfreudige Kultur wird gefördert, sobald Menschen ermuntert werden Dinge auszuprobieren und daraus zu lernen. Dazu braucht es keine perfekten Führungskräfte, sondern inspirierende Menschen, die Sehnsüchte erwecken können und selber Ecken und Kanten haben. Menschen wollen mit echten Menschen zusammenarbeiten. Sie vertrauen ihnen, wenn sie den Charakter mit seinen Stärken und Schwächen erkennen können und nicht einem aalglatten Funktionsträger begegnen. Wabi Sabi ermuntert Einzigartigkeit zu suchen und zu zeigen. Es ist das Gegenkonzept zur seelenlosen Wegwerfmentalität, bei der Dinge und Menschen beliebig ausgetauscht werden. Nicht Austauschbarkeit, sondern Originalität ist die Quelle von großartigen Ideen. Gleichgeschaltete Menschen auf der detailliert geplanten Suche nach den besten Innovationen, werden keine wirklichen Neuerungen entwickeln. Wabi Sabi plädiert auch dafür, sich von Überflüssigem frei zu machen und Einfachheit zu zelebrieren. Auf zunehmende Komplexität reagieren Organisationen häufig mit steigender Kompliziertheit und stellen gleichzeitig fest, dass es immer schwieriger wird, flexibel auf Änderungen zu reagieren. Die Ursache liegt auch im Unbehagen mit Unsicherheit umzugehen. Komplizierte Prozesse und Strukturen dienen vermeintlich der Absicherung in einer Situation, wo diese die geforderte Agilität verhindern. Einfachheit zum Prinzip zu erheben kann sehr heilsam sein und Menschen sowie Organisationen entlasten. Dafür braucht es Mut, denn Einfachheit wird oft als Unzulänglichkeit und Inkompetenz ausgelegt. Dabei liegt gerade darin die Kunst, alles wegzulassen, was nicht funktional ist. Mit dem Streben nach dem Echten und Einfachen und der Wertschätzung des Unvollkommenen ist Wabi Sabi eine Einstellung, die Veränderung von Menschen und Organisationen fördert. Mit dieser anerkennenden Haltung ist sie eine gute Basis für Agilität und Innovation.
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