Bild: Mark Stoop Was macht eine Organisation erfolgreich? Das hängt von den Umständen ab. Im Tagesgeschäft läuft vieles nach Routinen, die sich bewährt haben. Qualität und Effizienz stehen im Vordergrund. Über den zukünftigen Erfolg entscheidet allerdings etwas anderes.
Wenn sich die Umstände ändern, gilt das auch für Organisationen. In einem dynamischen und komplexen Umfeld braucht man eine neue Logik, ist Anpassungsfähigkeit der Schlüssel. 1. Anders führen Um als Organisation anpassungsfähiger zu werden, braucht man natürlich anpassungsfähigere Mitarbeiter. Das wiederum setzt ein neues Führungsverständnis voraus. Führung bedeutet dann nicht mehr Entscheidungen im kleinen Kreis auf Basis von exklusiven Informationen zu treffen, die anschließend von den Mitarbeitern umgesetzt werden sollen. Informationen sind heute nicht der Engpass, im Gegenteil. Sie überfluten uns förmlich, sind komplexer und ändern sich viel schneller. Um gute Entscheidungen rasch zu treffen und umzusetzen, ist daher eine andere Vorgehensweise erfolgsentscheidend. Ihr Fokus liegt in der gemeinsam mit den Mitarbeitern und den Stakeholdern erfolgten Co-Creation. Im Dialog werden Zweck, Zielrichtung und Werte der Organisation definiert. Regelmäßige Diskussionen führen zu mehr Transparenz und Vertrauen, bei der offen über Chancen und Herausforderungen gesprochen werden kann. Als Führungskraft werden Sie so in erster Linie zum Kurator einer neuen Kultur. Unser Verhalten wird durch unsere Glaubenssätze beeinflusst, die auf Werten und Prinzipien beruhen. Wenn diese mit jenen der Organisation in der wir tätig sind, übereinstimmen, setzen wir uns mehr ein und werden mit größerer Wahrscheinlichkeit das Richtige tun. Ist das nicht der Fall, sinkt unser Engagement und wir befolgen im besten Fall nur noch die Vorgaben. Das macht gemeinsam getragene Werte so wichtig und das Vorleben durch Führungskräfte so wirksam. Wenn Sie möglichst transparent sind und die Zusammenarbeit suchen, werden Ihre Mitarbeiter ihr Verhalten eher verändern. Das klingt so naheliegend wie selbstverständlich, ist in der Praxis oft nicht der Fall. Gerne ortet man den Veränderungsbedarf nur bei den anderen. Sind Zweck, Zielrichtung und Werte definiert erfolgt die Umsetzung durch die Mitarbeiter im besten Fall selbstorganisiert. Auch wenn Autonomie ein wesentliches Merkmal von Selbstorganisation ist, brauchen die Mitarbeiter Führung. Wie weit Selbstorganisation geht und Führungskräfte intervenieren hängt von den Fähigkeiten der Teammitglieder zur Selbststeuerung ab. Welchen Unterstützungsbedarf einzelne oder das ganze Team haben erfahren sie am besten, indem sie ihnen gut zuhören. Im Design-Thinking spricht man von empathischem zuhören, um herauszufinden, worum es wirklich geht und wie man die Probleme am besten lösen kann. Ein wichtiger Führungs-Aspekt ist jedenfalls die Gestaltung der Rahmenbedingungen und der Beziehungen zur "restlichen" Organisation. Erfolgskriterien dafür sind soziale Intelligenz, unternehmenspolitisches Geschick und ein "Growth-Mindet". Dieser beschreibt den Glauben daran, dass sich Menschen jederzeit entwickeln und wachsen können. Menschen mit einem Growth-Mindset sind neugierig, mutig und handlungsorientiert. 2. Kontext anpassen Professionelles Handeln basiert traditionell auf einer sorgfältigen Analyse. In einem relativ stabilen Rahmen ist das sinnvoll, in einem dynamischen bedeutet es schlichtweg Zeitverschwendung und Entscheidungen auf falscher, weil scheinbar sicherer Basis. Wenn Analyse an ihre Grenzen stößt, was dann? Handeln ist das wirksamste Gegengift für „Paralyse durch Analyse“. Wie schafft man eine gute Umgebung dafür?
3. Fehler machen Zukunftsorientierte Unternehmen geben jene Pläne auf, die sich als präzise Vorhersagen tarnen. Sie haben eine Zielrichtung vor Augen, gehen in der Umsetzung aber auf Basis von Hypothesen vor. Sie experimentieren mit Produkten, Arbeitsweisen und Strukturen. Veränderung ist kein hin und wieder auftretendes Ereignis mehr. Sie ist ein Teil der täglichen Arbeit. Ein Experiment ist ein Versuch. Die Grundlage ist eine Hypothese, eine anhand empirischer Daten zu prüfender Annahme. Der Ausgang ist offen. Ziel ist ein Erkenntnisgewinn, kein vorher festgelegtes Ergebnis. Damit sinkt der Erwartungsdruck. Mut und Motivation steigen. Allein der Begriff "Experiment" schafft bessere Voraussetzungen, einmal etwas zu wagen, etwas Neues zu probieren. Es ist besser zu experimentieren und danebenzuliegen, als keine Fehler zu machen und nichts dazuzulernen. "Hier darf man Fehler machen" heisst allerdings nicht unvorsichtig und nachlässig zu sein. Experimentierfreude ist kein Freibrief für Beliebigkeit und Inkompetenz. Sie erfordert große Disziplin, ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, eine ausgezeichnete Feedback-Kultur und eine starke Führung. 4. Mehr als nur schnell sein Wie jede Methode hat auch das agile Vorgehen seine Schwachpunkte. So macht das hohe Tempo die Beteiligten oft voreingenommen. Zwei Kompromisse machen sie erfahrungsgemäß besonders häufig. Statt sich die Zeit zu nehmen, neue Fertigkeiten zu entwickeln, bleiben sie erstens bei ihren vorhandenen Fähigkeiten und begrenzen somit die Möglichkeiten ihrer Lösung. Zweitens beschränken sie sich meist darauf, das Bestehende schrittweise zu verbessern. Oft sind die zweiwöchigen Sprints "das eigentliche Ding" und die Teams bekommen nie die Zeit und den Raum einen Schritt zurückzutreten und nachzudenken, was nötig ist, um Kunden wirklich zu begeistern. Das soll nicht heißen, agile Methoden zu verwerfen. Sie sind hocheffektive Werkzeuge speziell für software- getriebene Produktentwicklungen. Sie haben eben auch ihre Grenzen. Eine gute Alternative kann die Kombination von agil und dem sogenannten "backwards approach" sein, die z.B. Amazon sehr erfolgreich seit 2004 einsetzt. Amazons Zugang ist zuerst eine glasklare Vorstellung von der Lösung zu haben. So sollen die Mitarbeiter zuerst einen Pressetext verfassen, der den Wert für den Kunden beschreibt, bevor ein Produkt entwickelt wird. Konkret wird das zu lösende Problem beschrieben, die vorhandenen Lösungen und wie ihre hypothetische Lösung den Kunden überzeugen wird. Wenn die Amazon Mitarbeiter dies nur schwer erklären können, wird es einfach nicht gebaut. Jedes Produkt sollte den Oprah Test bestehen. Würde Oprah diese Beschreibung in ihrer Sendung vorlesen, würde sie begeistern oder langweilig klingen? „Probleme kann man nicht mit derselben Denkweise lösen, mit der sie entstanden sind“, bemerkte Albert Einstein. Eine neue Denkweise entsteht, in dem man etwas Neues probiert, wagt. Dabei wird Einiges schiefgehen. Das gehört dazu. Die gewonnenen Erkenntnisse daraus sind der „Treibstoff“ für Innovation. Das kostet Zeit, Geld und Kraft. Irgendwann findet sich eine bessere Lösung und wer immer beim Alten bleibt, verliert jedenfalls. |
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